UA-49538652-1
Ihre Browserversion ist veraltet. Wir empfehlen, Ihren Browser auf die neueste Version zu aktualisieren.

Vietnam - von Hanoi bis Saigon mit dem Fahrrad unterwegs!

Reisebericht vom 22.01.2003 bis 14.02.2003

von Peter Kraus und Lothar Müller

 

Die Idee eine Reise in der Form zu unternehmen entstand etwa 1993 in der Kreditabteilung der Sparkasse Tirschenreuth. Am Ende der Überlegungen haben wir uns für eine Tour durch Vietnam entschlossen.

 

So flogen wir mit den Fahrrädern im Gepäck von München über Amsterdam, Kuala Lumpur nach Hanoi. Dort erwartete uns gleich zu Beginn ein riesiges Verkehrsgewirre, hauptsächlich bestehend aus laut hupenden und kreuz und quer fahrenden Mopeds. Da Klima im Vergleich zum heimischen Wetter war sehr angenehm. In Hanoi verbrachten wir einen Tag mit Besichtigungen des Ho-Ch-Minh-Mausoleums, des Literaturtempels und weiterer Pagoden. Am nächsten Tag kam dann das erste Stück unserer Fahrradtour von Hanoi nach Ninh Binh. Sommertemperaturen, Gegenwind und eigentlich eine nie endende Stadt mit dieselqualmenden Bus- und Schwerlastverkehr waren unsere unangenehmen Begleiter. Dazu kamen, obwohl die wichtigste Verkehrsverbindung, immer wieder nicht asphaltierte Strassenabschnitte. Bei Ninh Binh in der Gegend der sogenannten trockenen Ha-Long-Bucht - eine wunderschöne Landschaft - verbrachten wir zwei Tage. Wir machten eine sehr lustige Bootsfahrt

Wir wollten eigentlich wie alle Touristen diese wunderschöne Gegend besichtigen. Dazu war eigens ein kleiner Hafen mit Booten eingerichtet worden. Nachdem wir aber zuvor zwei einheimischen Frauen (Mutter und Tochter) „in die Hände gefallen sind“, war unser Ausflug jenseits vom Touristenrummel. Bevor die Bootsfahrt losging, führte der Weg durch Reisfelder zu ihrem kleinen Dorf in deren Hütte, wo wir dann auch die Familie teilweise kennen lernten. Die Bootsfahrt ging durch die Reisfelder, vorbei an den immer wieder herausragenden Felsformationen, an reispflanzenden Frauen und manchmal auch Männern, zu verschiedenen Grotten und Heiligtümern. Im Boot mit vier Personen besetzt, waren schnelle Bewegungen zu vermeiden. Der Wasserstand war nur 3 cm unter der Bootskante. Manchmal sangen die Frauen und manchmal sangen auch wir (Einst ging ich am Strande der Donau entlang...), was allgemein zur gegenseitigen Erheiterung beigetragen hat. Trotz vorher verhandelter Preise, feilschten wir zum Schluss noch über den Preis, denn obwohl nur vier Colas bestellt, hatten wir acht zu zahlen. Irgendwie wurden wir uns dann im gegenseitigen Einvernehmen aber dann schon einig.

 

Am zweiten Tag in Ninh Binh spazierten wir auf Dschungelwegen durch den nahe gelegenen Cuc Phoung National Park. Am Abend fuhren wir mit den Bus in das ca. 580 km südlich gelegene Hue. Fahrzeit ca. 11 Stunden. In Hue besichtigen wir die Kaiserstadt in der sich wiederum der befestigte Kaiserpalast, die "Verbotene Stadt" befand. Weiterhin auf dem Programm stand die Besichtigung des Kaisergrabes von Tu Duc und der Besuch eines Marktes.

 

Ab dem 29.01.2003 ging dann die Tour erst richtig los. Obwohl wir erst eine Streckendistanz von 100 km mit dem Fahrrad gemacht hatten, war durch die vielen Besichtigungen der Kilometerstand schon auf fast 300 Km angewachsen. Es war sehr Vorteilhaft das eigene Fahrrad dabei zu haben. Jedenfalls führte uns an diesem Tag der Weg von Hue nach Da Nang über den Wolkenpass, bei dem es knapp 500 Höhenmeter zu überwinden galt. Weniger die Steigung als die Abgase, der teilweise kaum schneller als wir fahrenden LKWs, machten uns zu schaffen. Auf Passhöhe angelangt, kümmerten sich sofort einige Straßenhändler um uns. Der nächste Tag mit lediglich 30 Km war locker zu nehmen. So hatten wir genügend Zeit ein paar Höhlen und Pagoden in den Marmorbergen zu besichtigen, ehe wir den sehr schönen Ort Hoi An erreichten.

Es war die Zeit des Tet-Festes, das Neujahrsfest, das als wichtigstes Fest in Vietnam gilt. Deshalb wurde auch das Lied „Happy New Year“ von Abba zum Reiseleid erkoren, da es zu dieser Zeit als allen Ecken und Enden klang. Das schön an dieser Zeit war, dass es auf der Hauptstrasse sehr ruhig war, so dass wir am Anfang sicherheitshalber nachfragten, ob wir noch auf dem richtigen Weg waren. Überall roch es nach verbrannten Autoreifen, die die Leute zur Neujahrsfeier in Brand gesetzt hatten.

Im Laufe des Tages sah man immer mehr Familienausflügler mit den Mopeds. Da kam es schon vor, dass Papa, Mama und drei Kinder mit einem Moped fuhren. Alle aber sauber gekleidet, zumeist im lupenreinem weißen Hemd. Je länger der Tag wurde, umso mutiger waren die jugendlichen Mopedfahrer, die das Tet-Fest ausgiebig feierten. Immer wieder wurden wir im laufend Verkehr angesprochen und hielten einen kleinen Plausch, so gut es halt sprachlich ging. Im Verkehr angesprochen wurden wir aber nicht nur am Tet-Fest, sondern während der ganzen Reise.

 

Was immer wieder ein schönes Bild war, wenn auf dem Moped der Vater vorne und die Mutter hinten saß und dazwischen ein Kleinkind mit Wollmütze in den Armen der Mutter bei ohrenbetäubenden Straßenlärm schlief.

 

 

Von Hoi An sind wir nach Quang Ngai, weiter nach Quy Nhon (bisher längste Einzeletappe mit ca. 180 Km), Tuy Hoa, Nha Trang - eine touristische geprägte Stadt mit grossen Badestrand -und weiter nach Phan Rang. Von Ort zu Ort jeweils eine Tagesetappe.

 

Bisher waren wir immer in Küstennähe mit teilweise herrlichen Küstenstrasse. Oft riefen uns vor allem die Kinder ein freundliches "Hallo" zu oder wunderten sich einfach über uns zwei "Verrückten". Wenn wir anhielten um Wasser oder Obst zu kaufen, kamen vor allem in den ländlichen Gebieten scharenweise Kinder, einfach um uns zu begutachten. Man merkt einen sehr deutlichen Unterschied zwischen dem ländlichen und dem städtischen Bereichen.

Bei Quang Ngai besichtigten wir My Lai, ein Dörfchen mit trauriger Berühmtheit, dass durch ein Massaker der amerikanischen Soldaten 1968 an der Zivilbevölkerung bekannt wurde.

 

Nach Phang Rang verließen wir den Küstenstreifen und nahmen Ziel auf Da Lat, einen in 1.475 m hoch gelegenem Ort mit immerwährendem Frühling. Auf dem Weg dorthin hatten wir zwei Anstiege, einmal mit ca. 19 Km und einmal mit ca. 11 Km zu überwinden, weitere Hügellandschaft folgte dann. Gesamthöhenmeter ca. 2.000 und das mit vollem Gepäck. Bei einer Pause, wir wollten eigentlich schon zahlen, kam ein Mädchen vom Nachbartisch zu uns und wollte uns einladen. Einladungen hatten wir öfters erhalten, lehnten aber aus Zeitgründden immer ab. Wir tauschten aber noch die Adressen incl. E-Mail Adressen.

Nach dieser Tour und der achten Tagestour in Folge, gönnten wir uns einen Tag Aufenthalt und genossen die angenehme Temperatur.

 

Ausgeruht ging es weiter Richtung Saigon mit einer Übernachtung in Bao Loc. Die Stadt lag noch in knapp 1.000 Höhenmeter. Zu Beginn der Tagesetappe rauschten wir zuerst einen wunderschönen Pass mitten durch den Dschungel bergab. Je tiefer wir kamen umso schwüler wurde es. Diese letzte Etappe nach Saigon oder wie es richtig heißt "Ho-Chi-Minh" wurde unsere heißeste und zugleich mit 185 Km längste Etappe.

 

Nach rund 1.500 Km haben wir unser Ziel erreicht. Saigon mit einem westlich geprägtem Stadtzentrum ist nicht mit Hanoi zu vergleichen. In Saigon verbrachten wir mit Besichtigungen und Kauf von Souveniers noch vier Tage. Einen Tag nutzten wir zu einem geführten Ausflug ins Mekong-Delta. Es war ein informativer und landschaftlich sehr reizvoller Ausflug der seine 7,-- US $ allemal wert war. Am Abend fiel uns wieder das Mädchen auf den Weg nach Da Lat ein. Die hatte uns nämlich ihre Adresse von Saigon – eine Art Studentenwohnheim – gegeben. Als wir uns die Adresse näher ansahen, haben wir bemerkt, dass dieses Haus in der 5 Millionen Einwohner zählenden Metropole Saigon gleich nebenan war. So besuchten wir sie noch mal und aßen mit ihr und ihrem Freund gemeinsam im Studentenwohnheim wohl das billigste Abendessen, das wir je gegessen haben (umgerechnet 2,60 € für 4 Personen incl. Getränke).

 

Alles in Allem war es eine sehr schöne individuelle Reise. Die Menschen hier sind sehr freundlich und teilweise auch sehr neugierig. Insbesondere Radfahrerkleidung erregte schon etwas Aufmerksamkeit. Wir haben einige Bekanntschaften geschlossen zumeist mit Austausch der Internetadressen. Auch ist für unsere Verhältnisse Vietnam sehr billig. Ein Essen auf der Strasse, man setzt sich einfach hin und bekommt was gerade gekocht wurde, gab es für umgerechnet rund einem Euro, manchmal auch billiger. Was für Lothar wichtig war: Bier bekam man auch immer und überall. Gesundheitlich hatten wir trotz des Genusses mit Eis gekühlter Getränke keine bzw. fast keine Probleme. Da wir uns bis auf den Abstecher ins Bergland nach Da Lat immer auf der Hauptstrasse Q 1 befanden, mussten wir uns, gerade um die Ballungszentren, an regen, lauten, staubigen und abgasstinkenden Verkehr einstellen. Angst vor dem Verdursten oder Verhungern braucht man entlang der Q 1 auch nicht zu haben. Alle paar Meter stehen dort kleine Cafes oder sonstige Lädchen, in denen man sich versorgen kann.

 

Um Gepäck zu sparen, kann Peter nähere Auskünfte zum rationellen Einsatz diverser Kleidungsstücke geben. Die Hemden wurden nach Regionen eingesetzt. Eins für den Norden und eins für den Süden.

Faszinieren bei der Kleidung der einheimischen Frauen ist der wieder mehr in Mode kommende Ao Dai. Ein Seidenkleid mit seitlichen Schlitzen und Seidenhosen. Sieht sehr elegant aus und wird gerade im öffentlichen Leben, höheren Schulen, auch in Banken, Fluggesellschaften bzw. Büros allgemein getragen.

 

Leider wechseln durch die wirtschaftliche Öffnung Vietnams immer mehr Fahrradfahrer aufs Moped, so dass Fahrräder schon die Minderheiten im Straßenverkehr darstellen. Vielleicht wird auch durch diesen Bericht der eine oder andere mit dem Fahrrad durch Vietnam reisen. Viele sind es bisher nicht. Wir haben auf unserer Tour gerade einmal sieben Personen so wie wir mit den Fahrräder unterwegs getroffen. Mit den meisten haben wir uns auch kurz ausgetaucht.

 

Leider war für Peter die Konversation mit den Menschen nicht sehr motivierend, wurden wir doch immer wieder für Vater und Sohn gehalten.

 

Wer gerne mehr wissen oder die Tour bildlich nachvollziehen will, darf sich gerne an Peter Kraus oder Lothar Müller wenden

 

Lothar Müller

Image Gallery