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Wien 500

 

Bereits zwei mal bin ich an jeweils einem Tag nach Wien gefahren. 2012 alleine. 2013 mit Markus und Hubert. Ich bzw. wir besuchten Heidi. Die Strecke wurde so kurz wie möglich geplant, ging quer durch Tschechien und hatte eine Länge von ca. 430 Km und etwa 3.000 Höhenmeter, lt. Plan, tatsächlich wahrscheinlich etwas mehr. Es war schon eine sehr hügelige Strecke.

Natürlich würde das auch flacher funktionieren, entlang der Naab und dann an der Donau. Allerdings hat die Strecke etwas mehr als 500 Kilometer, dafür aber auch nur geplante 2.400 Höhenmeter, gefühlt weniger.
Wenn die Gelegenheit mal passt, dann wollte ich diese Strecke fahren. 2015 führte uns unsere mittlerweile fast schon zur Tradition gewordene Sommertour nach Polen (separater Bericht). In 4 ½ Tagen 900 Kilometer, sowie ca. 12.000 Höhenmeter, sorgten für eine gute Kondition. Nach der Polentour hatte ich noch eine Woche Urlaub und wollte noch einen Tag zum Rennradfahren nutzen. Nachdem auch die Wettervorhersage gut war, warm und Rückenwind, nahm ich die Strecke in Angriff.
Um 4.00 Uhr startete ich in Plößberg. Bereits um 6.00 Uhr war ich in Schwandorf (70 Km). In Regensburg der erste Halt. Entgegen der Wettervorhersage war es etwas bewölkt. Zeitweise gab es sogar ein paar Tropfen. Die obligatorische Plastiktüte zum Schutz des Handys vor Regen hatte ich vergessen. In einem Supermarkt nahm ich mir eine Obsttüte mit, brauchte diese aber kaum mehr. Nach Deggendorf wurde es dann richtig schön und sehr warm.
Eine Trinkflasche nutzte ich als Gepäcktransportmittel – Reservebatterien, kleine Spanngurte, Ärmlinge, Handyladekabel etc. Aufgrund der Temperaturen brauchte ich aber die zweite Halterung auch für eine Trinkflasche. Da ich den Triathlonlenkeraufsatz montiert hatte, befestigte ich die Gepäckflasche unterhalb des Triathlonlenkers mit kleinen Spanngurten. Das Ganze hielt recht gut.

Nach ca. 260 Kilometer wurde ich etwas langsamer, aber das gute Wetter und der Rückenwind ließen mich dennoch gut vorankommen. An der Donau bin ich oft den Donauradweg gefahren. Durch Passau war das keine gute Idee, das kostete etwas Zeit. Ich hätte die Strecke wie geplant fahren sollen. Aber irgendwie ging es dann schon weiter. An der Donau entlang, es war sehr schön. Um nicht die sogenannte Schlögener Schlinge an der Donau zu fahren, sonst wäre die Tour noch länger geworden, habe ich mich entschlossen, den kürzesten Weg auf der Bundesstraße zu nehmen. Allerdings war das mit einem Anstieg verbunden, der zwar schon einige Kilometer lang war, aber nicht schwierig. Zwischendurch mal eine Bergetappe und eine Abfahrt tut auch mal gut. Danach ca. bei 300 Kilometer brauchte ich in Hartkirchen eine etwas längere Pause (ca. 30 Minuten). Es war sehr warm und ich zog mein Unterhemd aus. Ich erholte mich schnell, Gott sei Dank, es waren ja noch 200 Kilometer. Kurz nach der Pause kam Linz und rechnete damit, dass mich die Durchfahrt auch eine Menge Zeit kosten würde. Sehr zu meiner Freude ging es ohne Probleme auf dem Donauradweg (nördlich) sehr flott durch Linz. Überall wurden an diesem Freitagabend die Freizeitmöglichkeiten an der Donau genutzt.

Aufgrund der Temperaturen trank ich sehr viel. Nichts schmeckte mehr wirklich. So entschloss ich mich in Sankt Georgen an der Gusen (nach ca. 350 Km) eine Maß Bier zu trinken. Eine Halbe trank ich sofort, die andere kam in die Trinkflasche. Es tat wirklich gut. Einer Rennradgruppe, die sich an dem Pennymarkt zum Training traf, folgte ich und nutzte etwas deren Windschatten. Ohnehin war ich nicht mehr auf der geplanten Route, aber egal, Hauptsache die Richtung stimmt. Wobei im Vergleich der tatsächlichen zur geplanten Route dann schon auffiel, dass die tatsächliche Route doch etwas größere Abweichungen nach rechts und nach links aufwies. Nach Neustadtl an der Donau ging es dann wieder auf der geplanten Route weiter.
In Persenbeug nach gut 400 Kilometer hatte ich Glück, dass der Supermarkt am Freitag eine halbe Stunde länger offen hatte als sonst. So konnte ich mich vor der Nacht noch einmal günstig verpflegen. Allmählich wurde es finster. In der Dämmerung waren noch die beleuchteten Kreuzfahrtschiffe auf der Donau zu bewundern. Als es schon ganz finster war, fuhr ich durch Melk (nach ca. 420 Km). Das Kloster war sehr schön beleuchtet. Ich kaufte mir in einer Tankstelle eine frische Radlhalbe, was ich dann bis Wien öfter tat. Die kurzen Pausen und die frischen Radlhalben gaben jedes mal wieder Kraft.
Bei Melk verließ ich die Donau und es ging etwas wellig nach St. Pölten auf einer Bundesstraße weiter. Sollte ich die Tour noch mal fahren, habe ich sie in diesem Bereich etwas umgeplant.
Es war zwar nicht all zu viel Verkehr, aber auf einer unbekannten Bundesstraße nachts hat man doch ein etwas komisches Gefühl, trotz guter Beleuchtung.
Zunächst war die Einfahrt nach Wien relativ flott. Dann kamen aber parallel verlaufende Straßenbahnschienen und oft war zwischen Schiene und rechter Gehsteigkante so wenig Platz, dass ich dann lieber auf dem Gehsteig weiterfuhr. Dazu kam dann auch noch eine Umleitung und die Zeit verrann. Irgendwie habe ich dann um ca. 23.50 Uhr den Westbahnhof dann doch erreicht. Den Gedanken, dass ich mich kurz bei Heidi melde, habe ich schon vor einigen Stunden aufgegeben. Um 0.40 Uhr ging der erste Zug zurück. Ich kaufte mir die Tickets und alles funktioniert diesmal mit der Bahnfahrt einwandfrei. Ich musste fünf mal umsteigen. Den ersten Aufenthalt hatte ich in Amstetten von ca. 2.00 Uhr – 4.00 Uhr. Ich sah mich etwas in der Stadt um. In einer Sparkassenfiliale konnte ich den die Akkus vom Handy wieder laden. Ein Akku war leer, der andere hatte schon noch gut 60 %.
Ich hatte noch eine angebissene Wurstsemmel und eine halbe Bier dabei. Das verdrückte ich auch in der Sparkasse. Es war schön warm da drinnen. Außen war es zwar auch nicht wirklich kalt aber im Gebäude war er wärmer. Dort gab es auch einen Wasserspender. Versehentlich ließ ich mir einen Becher heißes Wasser heraus, was mich aber auf die Idee brachte, meine sehr schmutzigen Beine etwas abzuwaschen. Als das Wasser eine angenehme Temperatur hatte, stellte ich mich auf einen Kuli, wusch mir die Beine und hatte schon wieder ein besseres Gefühl. Zum wechseln hatte ich keine Kleidung mitgenommen. Es war ja warm, auch nachts. Das Unterhemd und die Ärmlinge zog ich mir dann allerdings doch noch an - auch in der Sparkasse. Sollten die das Video der Überwachungskamera auswerten, hätten sie bestimmt etwas Spaß dabei.
Bei der Weiterfahrt mit der Bahn hatte ich doch immer wieder mal einen etwas längeren Aufenthalt. Lediglich einmal betrug die Umstiegszeit nur 8 Minuten und ausgerechnet da hatte der Zug Verspätung. Knapp konnte ich aber den Anschlusszug noch erreichen.
Um 11.19 Uhr holte mich dann Manuela in Weiden ab. Das Projekt „Wien 500“ konnte erfolgreich abgeschlossen werden.
Die Radtour war einfach schön. Am Anfang hat man natürlich Zweifel, ob es zu schaffen ist. Zwar war ich z.B. flott in Schwandorf, aber es waren ja noch 430 Kilometer. Mit jedem zurückgelegten Kilometer wird man aber sicherer, dass das Ziel erreicht werden kann. Weite Strecken fährt man einfach so dahin, etwas losgelöst vom Alltag.