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Von Plößberg nach Zermatt zum Matterhorn mit den Rennrädern in fünf Tagen

 

Wie in den letzten beiden Jahren, machten sich acht Personen auf dem Weg eine Tour von ca. 920 Km mit über 12.000 Höhenmeter in fünf Tagen zu bewältigen, einzig und allein um das Matterhorn zu sehen.

 

Natürlich war der Weg das Ziel.

 

Der Start war am Samstag um 6.00 Uhr in Plößberg. Der Weg führte nach Regensburg weiter nach Moosburg, Erding und kurz nach Holzkirchen wurde die erste Unterkunft bezogen. 270 Km am ersten Tag und einen Schnitt von ca. 30 Km/h. Anfänglich gab es etwas Regen, bis Schwandorf, danach traf uns kein Regentropfen mehr bis wir zu Hause waren. Da wir am ersten Tag zu acht waren, fuhren wir teilweise Doppelreihe. Der Fahrstil ist dabei sehr dynamisch, man schafft viele Kilometer in kürzester Zeit, aber viele Autofahrer konnten sich damit nicht anfreunden. Wir wurden oft angehupt und auch sehr oft geschnitten, dabei ging es manchmal nur um Zentimeter.

 

Am nächsten Tag ging es um 8.00 Uhr weiter nach Bad Tölz, Kochelsee, die Kesselbergstraße zum Walchensee, über Mittenwald nach Leutasch, über den Buchensattel und dann hinab die Abfahrt nach Telfs. Zunächst ging es erstmals einigermaßen flach nach Imst und Landeck weiter. Dann folgte die lange Anfahrt zum Reschenpass und nach Nauders erreichten wir die Passhöhe. Es war selbstverständlich, dass wir ein Bild vom Kirchturm im See machen mussten. Dort wurde ein Dorf wegen eines Staussees überflutet. Aus dem See schaut nun die Kirchturmspitze der Kirche dieses Dorfes heraus. Nun schon in Italien machten wir Nachtquartier in Graun im Vinschgau, direkt am See.

Den zweiten Tag beendeten wir nach 205 Km. Wir wussten, am nächsten Tag kam die Königsetappe. Zunächst hatten wir die leichte Abfahrt vom Reschenpass, gut 20 Km. Dann kam in Prad der Einstieg in das Stilfser Joch, 1.844 Höhenmeter und gut 24 Km lang ging es bergauf. Da testete jeder seine Kondition aus. Und es gab auch Unterschiede bei uns. Zwischen dem ersten Ankömmling am Stilfser Joch, das auf 2.757 m liegt, und dem letzen, lagen fast zwei Stunden. Das Wetter war super, viele Radfahrer waren unterwegs und auch viele Motorradfahrer mit höllischem Krach beim überholen. Doch war die Fahrkultur wesentlich besser als am ersten Tag. Niemand bzw. kaum jemand hupte.

Der Flüssigkeitsverlust bei dieser Auffahrt und diesem Wetter lag bei mindestens drei Liter. Auf der Passhöhe machten wir Rast und tankten auf.

 

Die Abfahrt war traumhaft, kurz vor Bormio bogen wir rechts ab zum Passo di Foscagno, machen aber bei der Einfahrt zu diesem Pass noch einmal eine Brotzeit. Dann bezwangen wir den mit 941 Höhenmeter angegebenen Passo Foscagno und anschließend noch den Passo d’Eira mit lediglich 180 Höhenmeter. An diesem Tag schafften wir lediglich 105 Km allerdings mit 3.000 Höhenmeter. Markus Preisinger und Thomas Wittmann hatten am Passo d’Eira die ehrenvolle Aufgabe einen kleinen Jungen zu helfen, dem der Schafbock ausgekommen war. Immer wieder brachten sie den Schafbock zurück, doch der wollte einfach wieder auf die Straße zurück. Am Tagesende trennten wir uns, damit die etwas schnelleren schon mal das Zimmer organisieren konnten.

Am dritten Abend übernachteten wir in Livigno. Livigno liegt auf einer Höhe von 1816 m in den Livigno-Alpen und ist zollfreie Zone und ein beliebter Wintersportort. Nach diesem doch anstrengenden und heißen Tag, waren wir froh, dass wir im Hotel unsere Trikots waschen konnten. Es ist doch angenehmer am nächsten Morgen ein frisches Trikot zu haben, als eines, das schon drei Tage lang durchgeschwitzt war. Im Hotel war man uns sehr behilflich und auch unserem Wunsch, das Frühstück eine Stunde früher zu erhalten, wurde nachgekommen. Aufgrund unserer Vorgabe, das Ziel in fünf Tagen zu erreichen, mussten wir in Anbetracht der doch nicht einfachen Strecke schon darauf drängen am Morgen jeweils möglichst frühzeitig loszufahren.

In der Nacht gab es ein Gewitter mit heftigen Regenfällen. Gott sei Dank hatte sich das Wetter am Morgen wieder beruhigt. Zwar waren die Straßen zu Beginn noch etwas feucht, aber kurz darauf war es wieder der herrlichste Tag.

 

Aus dem Livigno-Tal fuhren wir über den Pass bzw. die Straße Forcola di Livigno, die von Mussolini 1937 erbaute wurde und den Scheitelpunkt bei 2.315 Höhenmeter hat. Danach erreichten wir die Schweiz. Nach kurzer Abfahrt von diesem Pass trafen wir auf den Berninapass und hatten nur noch lediglich rund vier Kilometer, der insgesamt 37 Kilometer langen Auffahrt zu bewältigen, ehe wir die Passhöhe auf 2.330 m erreichten. Dann ging es wieder bergab nach Samedan (Oberengadin) in teils rasanter Abfahrt und weiter am Inn flussabwärts entlang nach La Punt chamues-ch das auf ca. 1.700 m liegt und zugleich auch der Ausgangspunkt für unseren nächsten Pass, den Albulapass, war. Der begann recht steil in den ersten 4,5 Km, ließ aber dann auf den restlichen fünf Kilometern etwas nach. Nach ca. neun Kilometer und 625 Höhenmetern erreichten wir die Passhöhe. Rechts erheben sich die schneebedeckten Berge bis auf über 3400 m. Auf der anderen Seite stürzte sich die Straße an einem schroffen felsigen Hang hinunter. Beeindruckt von der Bergkulisse hatte Wolfgang Gollwitzer, nach dem er, so wie wir alle, seine Windjacke angezogen hatte, tatsächlich seinen Rucksack vergessen. Zum Glück hatte er das bereits nach den ersten paar Metern bemerkt. Zurückgefahren wäre keiner mehr die insgesamt 21,4 Km lange Abfahrt, die nun folgte. Nach 1.280 Höhenmeter bergab erreichten wir Filisur. Im Prinzip ging es dann weiter leicht bergab nach Tiefencastel und durch die vom Fluss Albula geprägte Schinschlucht (Graubünden) nach Thusis. Dort gönnten wir uns bei hochsommerlichen Temperaturen eine längere Pause. Von dort ging es eher nördlich weiter Richtung Chur. Bis wir wieder in Richtung Westen abbogen, hatten wir doch mit einem recht kräftigen Gegenwind zu kämpfen. Danach gab es aber guten Rückenwind. Wir folgten einer sehr ruhigen und landschaftlich schönen Strecke im Vorderrheintal, die zwar teilweise auch bergig mit Serpentinen war, dafür war es aber einer der schönsten Straßenabschnitte der ganzen Tour, ehe wir in Ilanz auf die Straße Nr. 19 kamen, die uns zu unserem nächsten Pass, den Oberalppass führen sollte. Vorher übernachteten wir in Sedrun in einem Matratzenlager einer Pizzeria. War zwar nicht komfortabel, dafür aber sehr billig. Das 2453 Einwohner zählende Dorf ist bekannt wegen der NEAT-Baustelle mit dem Zugangsstollen zum Zwischenangriff des Gotthard-Basistunnels. Dort könnte eventuell ab 2017 die tiefste Bahnstation der Welt, die Porta Alpina, betrieben werden.

Am Morgen des fünften und somit letzten Tages starteten wir ohne Frühstück, da es dort keines gab um 7.00 Uhr aus der rund 1.400 m hoch gelegenen Ortschaft und erklommen den Oberappass, der eine sehr gleichmäßige und moderate Steigung aufweist. Auf der Passhöhe von 2.046 m gab es dann ein Frühstück. Zugleich erfolgt hier der Wechsel von Graubünden in den Kanton Uri. Bei herrlichstem Wetter erreichten wir Andermatt. Immer weiter der Straße 19 folgend erreichten wir Realp,

Am Ortsende von Realp passiert man die Einstiegsstelle zur historischen Furkabahn und sieht schon die abenteuerlich in die Höhe steigende Straße. Schnell wird einem klar, dass dieser Pass keineswegs einer der einfachen ist, denn der untere Serpentinenteil kann mit zweistelligen Steigungsprozenten aufwarten.
Im Mittelteil, am Restaurant Tiefenbach, wird es wieder etwas flacher, aber es geht trotzdem noch ordentlich zur Sache und die nun folgende ewig lange Gerade kann einen schon ganz schön ermüden.
Im oberen Serpentinenabschnitt wird es noch einmal wirklich steil, aber man wird auf der Passhöhe auf 2436 m Höhe mit einem tollen Ausblick dafür belohnt. Die Abfahrt hinunter nach Gletsch (1757 m) besteht größtenteils aus recht engen Serpentinen und ist ähnlich steil wie der Anstieg von Osten, die Straße ist aber wesentlich besser ausgebaut und daher auch frischer asphaltiert. Zu erwähnen ist noch, dass man direkt am Rhônegletscher und dem von Touristen überfluteten Hotel Belvedère vorbeirauscht.
Der Furkapass gehört mit zu den schönsten Schweizer Passstraßen, denn er besticht auf dieser Ostanfahrt durch einige gerade Abschnitte, eine Fülle von Serpentinen, eine wunderschöne Landschaft, gute Straßenverhältnisse und einige kernig-steile Passagen. Der Autoverkehr hält sich hier auch in erträglichen Grenzen, allerdings muss man speziell bei der Abfahrt (besonders am Hotel Belvedère) höchste Vorsicht walten lassen, denn hier kreuzen viele unaufmerksame Touristen die Straße, um den (schwindenden) Rhônegletscher zu besichtigen. Unten in der Ortschaft Gletsch befindet man sich im Schweizer Kanton Wallis. Im Anschluss führte uns der Weg weiter auf der Straße 19 mal mehr mal weniger leicht bergab, manchmal auch mit kurzen Zwischenanstiegen ehe wir nach ca. 40 – 50 Km die Ortschaft Visp erreichten, von der aus wir nach links in das Tal zum Matterhorn abbogen. Bei hochsommerlichen 34 Grad im Schatten stärkten wir uns noch mal und versorgten uns insbesondere mit Getränken. Visp liegt auf 658 m und unser Ziel war Zermatt, das auf 1.608 m liegt. Also hatten wir zum Abschluss noch mal fas 1.000 Höhenmeter bei hochsommerlichen Temperaturen hochzustrampeln. Wir fuhren in drei zweier Gruppen hoch. Wobei durch eine Umleitung die schwächere Gruppe wieder an der Spitze lag, da diese durch die Baustelle fuhr und die Umleitung, welche die anderen Gruppen folgten, noch einige zusätzliche Höhemeter aufzuweisen hatte. Die erste Gruppe besorgte dann in Herbriggen, 13 Km vor Zermatt das Quartier, das uns von Marco Bauer aus Schönkirch, der dort öfter zum Bergsteigen ist, empfohlen wurde.

In Herbriggen warteten wir zusammen und fuhren die letzten 13 Kilometer gemeinsam und eher gemütlich hinauf nach Zermatt. Die letzten Kilometer sind für den allgemeinen Autoverkehr gesperrt. Doch gibt es anscheinend viele Ausnahmegenehmigungen, denn auf der teilweise abenteuerlich schmalen Straße, gab es doch einen relativ starken Verkehr, so dass auch wir mit unseren Fahrrädern einige male anhalten mussten.

Zunächst passierten wir die Ortseinfahrt von Zermatt, die aufgrund der Baustellen nicht einladend gewirkt hat. In der Ortsmitte war emsiges touristisches Treiben, wir mussten hier die Fahrräder schieben.

Am Ende der Ortschaft hatten wir dann mit Blick auf das 4.478 Meter hohe Matterhorn endlich unser Ziel erreicht. Natürlich machten wir dann noch von diesem Anblick ausreichend Fotos.

Das Matterhorn steht in den Walliser Alpen zwischen Zermatt und Breuil-Cervinia. Die Ost-, Nord- und Westwand liegen auf schweizerischem, die Südwand auf italienischem Staatsgebiet. Wegen seiner markanten Gestalt und seiner Besteigungsgeschichte ist es einer der bekanntesten Berge der Welt. Für die Schweiz ist das Matterhorn ein Wahrzeichen, sowie die meistfotografierte Touristenattraktion.

 

Für uns war damit die Tour beendet, deren Fahrzeit insgesamt rund 40 Stunden betrug. Die Durchschnittsgeschwindigkeit betrug in Anbetracht der Höhenmeter immerhin noch ca. 22,5 Km/h.

Wir fuhren zurück ins Quartier nach Herbriggen und am nächsten Tag von dort aus mit der Bahn zurück bis nach Weiden, wo wir uns abholen ließen.

 

Dies war mit Sicherheit einer der schönsten Touren, die wir je gemacht haben. Natürlich trug das tolle Wetter dazu bei, aber vor allem die herrlichen Bergkulissen, entlohnten die doch manchmal etwas anstrengenden Anstiege.

 

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