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Mit den Rennrädern nach Rom in fünf Tagen

12 Männer auf Rennrädern und ein Ehepaar (Wolfgang und Alexandra Siebert), welches das Begleitfahrzeug fuhren, haben sich vorgenommen rund 1.250 Km in fünf Tagen zu bewältigen. Zur Tour, die von Lothar Müller in Zusammenarbeit mit der Concordia Windischeschenbach organisiert wurde, hatte man sich eigens Trikots und Hosen anfertigen lassen mit der Teamaufschrift „Oberpfälzer Wald“. Weiter mit der Aufschrift des jeweiligen Ortes mit passendem Logo, des jeweiligen Ortes und einer großen Aufschrift „Bayern“ auf dem Rücken, damit man weiß, wo wir herkommen. Vorne wurde der jeweilige Fahrername (genauso bei der Hose) aufgedruckt und das Panoramatourlogo der Concordia Windischeschenbach, die die Trikots bezuschusst hat.

Am Sonntag, 08. August ging es um 5.00 Uhr in der Früh in Plößberg weg. Es war schon noch etwas frisch, so dass Ärmlinge und Windjacke angebracht waren. Zunächst trafen sich Wolfgang Gollwitzer (Bobby), Hubert Beinrucker, Thomas Wittmann, Markus Preisinger und Lothar Müller, bei letztgenannten. Um 5.30 Uhr nächster Treffpunkt in Neustadt/WN. Josef Beinrucker aus Störnstein und Rudi Kreuzer und Ronald (Ron) Flieger (Radsportleiter der Concordia Windischeschenbach) aus Wurz stießen zur Gruppe. Um 6.00 Uhr nahmen wir in Weiden noch Wolfgang Söllner, Reinhard Zeidler und Christian Wolf, der aber nur am ersten Tag mitfuhr, in der Gruppe auf. In Nabburg kam noch Markus Obermeier (Pablo) aus Kemnath am Buchberg1) und Franz Kalz aus Stadlern bei Schönsee dazu. Franz war mit 68 Jahren unser ältester Teilnehmer und hatte keine Probleme trotz seines Herzschrittmachers, den „Höllenritt zum Himmelreich“ mitzumachen.

Am ersten Tag fuhren wir überwiegend in Doppelreihe. Nachdem uns Christian Wolf kurz nach Erding verlassen hatte, kam in Rosenheim Christian Schuller (Schwager von Lothar) dazu, der uns durch Rosenheim (er wohnt dort) führte. Kurz vor Kufstein fand unser Begleitfahrzeug eine Unterkunft. Bereits um 17.30 Uhr war die Tour damit nach gut 300 Km schon etwas früh zu Ende, was aber auf unsere hohe Geschwindigkeit von rund 32 Km/h im Schnitt zurückzuführen war. Insgesamt war die Disziplin des Feldes von Anfang an bis zum Schluss sehr gut, so dass fast immer im kompakten Feld gefahren wurde. Durch dieses ständige Windschatten fahren konnten sich die einzelnen Fahrer sehr viel Kraft sparen. Am ersten Tag wurden wir zweimal vom Regen erfasst, allerdings bei angenehmen Temperaturen.

Am zweiten Tag wurde um 6.30 Uhr gefrühstückt, danach ging es los. Schon nach wenigen Kilometer, hatte Markus in Kufstein einen Speichenbruch. Noch im Rückspiegel sah unser Begleitfahrzeug, dass etwas nicht stimmte, kehrte um und nahm Markus und das Fahrrad zum nächsten Fahrradgeschäft mit. Jetzt ging es weiter nach Innsbruck und hoch zum Brenner. Bei der Auffahrt hatten wir neben dem Sonnenschein auch noch Rückwind, so dass wir für diesen rund 37 Km langen Pass lediglich knapp 1 ½ Stunden brauchten. Oben am Brenner, den wir um 13.00 Uhr erreicht hatten, waren insgesamt bereits 432 Km und 2.754 Höhenmeter zurückgelegt. Die Gesamtdurchschnittsgeschwindigkeit betrug noch 29,8 Km/h, der Tacho zeigt 36 Grad an. Da der Tacho in der Sonne stand, war es vielleicht etwas zuviel, aber es war schon sehr warm. An eine Windjacke für die Abfahrt wurde daher kein Gedanke verschwendet. Die Abfahrt verlief ganz gut, allerdings wurde der Gegenwind im Etschtal immer heftiger. Kurz vor Bozen folgten wir dem Radweg, den unser Franz kannte. Allerdings war seine Auffahrt etwas spektakulär, so dass zunächst nur die Hälfte der Gruppe dieser Auffahrt folgen konnte. Im weiteren vereinigten wir uns nach einigem Hin und Her aber wieder auf dem Radweg. Als sich Franz umblickte, ob wieder alle da waren, hat er den schmalen Radweg in Richtung Radweggraben verlassen. Er rappelte sich schnell wieder auf und noch ehe der Letzte der Gruppe am Unfallort ankam, saß Franz schon wieder auf seinem Rennrad und fuhr weiter. Der Radweg beinhaltete naturgemäß einige „Ecken und Kannten“ aber wir kamen durch diesen Radweg sehr gut durch Bozen durch. Besonders bemerkenswert ist, dass dieser Radweg bei Kreuzungen bevorrechtigt ist. Wie bei Zebrastreifen und insbesondere bei Zebrastreifen wurde ein Fahrradsymbol angebracht, dass die Bevorrechtigung signalisierte. Am Anfang war ich völlig überrascht, als wir eine Straße überquerten, warum die Autos anhielten, aber die Regelung hat uns die Vorfahrt gebracht. So kamen wir gut durch Bozen durch und hatten lediglich an einer Ampel anzuhalten. Auch im weiteren Verlauf stellte sich heraus, dass dieser Fahrradweg einige Vorteile hatte. Wir brauchten nicht mehr auf die Karte zu schauen und fuhren schnurstracks in unserer Richtung weiter. Der große Vorteil bestand darin, dass wir durch die Städte einfach dem Radweg folgend durchgefahren sind. Die hervorragende Beschilderung hat uns dabei sehr geholfen.

Leider hatten wir im Etschtal und ganz besonders auf unseren letzten 75 Km dieser Tagesetappe einen schrecklichen Gegenwind. Doch mit dieser Truppe von 12 Personen konnten wir auch diesem Gegenwind etwas entgegensetzen.

Leider sind wir ein paar Kilometer zu weit gefahren. Der ausgemachte Treffpunkt war kurz vor einem Ort vor Trento in Lavis. Vom Fahrradweg fuhren wir aber erst kurz vor Lavis wieder auf die Hauptstraße und waren damit schon etwas zu weit. Nach kurzem Telefonat und Rückfrage bei einem Barbesucher fanden wir aber doch noch unsere Unterkunft in relativ kurzer Zeit. Da unser Begleiter Wolfgang schon etwas nervös wurde, rief er mich an, wo wir blieben, aber da haben wir uns auch schon gesehen. So ging auch der zweite Tag mit einer stolzen Kilometerleistung von 270 Km zu Ende.

Am dritten Tag fuhren wir aus den Alpen in die Poebene. Wir folgten weiterhin dem Radweg und kamen so ganz hervorragend durch die Städte Trento und Rovereto durch. Es lief ganz ordentlich auf diesen flachen Stücken. Dann ging es weg vom Flusstal und wir hatten einige kleinere Steigungen. In Castelnuovo del Garda (Höhe Ende Gardasee) trafen wir unser Begleitteam. Wenige hunderte Meter vorher hatte Hubert einen Platten gefahren, der aber schnell behoben werden konnte. Dann ging es ganz flach weiter. Bei Mantova sind wir etwas von der Strecke abgekommen, was aber zu keinen wesentlichen Umweg geführt hatte. In Ostiglia überquerten wir den Po. Kurz danach in Poggio Rusco wartete das Begleitfahrzeug wieder auf uns, um uns noch mal zu versorgen. Weiter ging es dann Richtung Bologna. Dank eines großen Detailplanes kamen wir sehr rasch durch Bologna durch. Danach ging es rein in den Apennin. Aber es war nur ein leichter Anstieg auf unseren letzten ca. 20 Km nach Bologna. In Marzabotto fanden wir ein günstiges Quartier mit einer hübschen, netten Bedienung. Insbesondere Ron hat sich mit ihr sehr gut unterhalten. Wolfgang Söllner aß ein Rindersteak, das kaum auf den Teller passte.

An diesem Tag schafften wir 280 Km bei maximalen Temperaturen von 36 Grad. Beim Abendessen ca. gegen 21.00 Uhr hatte es immer noch 28 Grad.

Am nächsten Tag, ich schlief mit Bobby und Ron in einem Zimmer, waren am Morgen die ersten Worte von Bobby: „Ja leck mich doch am A….“, kurz danach erwachte Ron, seine ersten Worte waren: „Ja leck mich doch am A….“ Diese zugegebenermaßen etwas derbe Ausdrucksweise beschrieb aber sehr deutlich den Zustand unseres Sitzfleisches.
Nach dem für unsere Verhältnisse etwas mageren Frühstück (Cappucino und Hörnchen) ging es am vierten Tage zunächst etwas bergauf und wir fuhren durch einen Tunnel bei rund 800 Höhenmeter unter dem Passo della Collina-Collina Vecchia durch. Anschließend gab es eine rasante Abfahrt nach Pistoia, auf der uns aber der Autoverkehr etwas hergebremst hat. Bis auf ein paar kleinere Hügel führte der Weg eher Flach nach Fucecchio vorbei am Empoli und weiter nach Poggibonsi, wo wir noch mal einen ungeplanten Zwischenstopp machten. Aufgrund der hohen Temperaturen waren doch schon viele Wasserflaschen leergetrunken.

Kurz vor Siena kam dann Markus’ zweiter Speichenbruch. Franz hat ihm sein Hinterrad ausgeliehen, da Franz im Begleitfahrzeug mitfahren wollte. Die Durchfahrt durch Siena war aufgrund der guten Ausschilderung (Roma) relativ einfach. Ungefähr 50 Km nach Siena hatten wir vereinbart, dass sich unser Begleitteam um ein Quartier kümmern sollte. Da es aber bei uns wiederum sehr gut lief, haben wir noch mal ca. 50 Km drangehängt und sind bis nach Aquapendente „geflogen“. Auf dieser wunderbaren Strecke durch die Toskana gab es einige Anstiege, die zwar relativ lang aber nicht steil waren. In der Augustabendsonne präsentierte sich die Landschaft von ihrer schönsten Seite, was man auch an den vielen Fotografen erkennen konnte, die links und rechts die Straße säumten, um Landschaftsaufnahmen zu machen.

Auf den letzten paar Metern nach Aquapendente, wir schafften immerhin an diesem Tag 265 Km, gab es noch einen Anstieg, den einige, die anscheinend noch fit waren, zum Anlass nahmen eine „Bergmeisterschaft“ zu fahren. Pablo kam kurz vor Reinhard in Ziel und Ron war ihnen auch schon auf den Fersen. Die Unterkunft war mit 35 € Halbpension sehr günstig. Wir wussten auch, dass wir nun am fünften und letzten Tag nur mehr ca. 140 Km zu fahren hatten.

Trotzdem sind wir am nächsten Tag sehr bald nach dem Frühstück, das es um 7.00 Uhr gab, gestartet. Zunächst noch etwas ansteigend, ging es aber bald bergab zum Lago di Bolsena, ein beliebter Urlaubssee in der Region. An diesen See ging es ein ganzes Stück entlang bevor der Anstieg nach Montefiascone kam. Dort gab es ein Fahrradgeschäft in dem wir die gebrochene Speiche austauschen ließen. Danach ging es wieder mit allen 12 weiter. Die Straße SS2, auf der wir schon vor Siena fuhren, führte uns durch Viterbo und Vetralla. Danach verließen wir die Straße und fuhren noch mal über einen kleinen Pass zum Lago die Bracciano. An diesem See machen sehr viele Römer Kurzurlaub. An der schönen Uferpromenade in Anguillara Sabazie ließen wir uns unsere letzte Verpflegung auf dieser Tour schmecken. Einige nahmen, so wie die vielen Personen, die bei der Uferpromenade einen Badeaufenthalt machten, auch ein Bad im See. Da es sehr warm war, bestand kein Problem damit, mit der nassen Fahrradhose weiterzufahren.

Kurz nach der Weiterfahrt begann der Großraum Rom und wir folgten der Via Cassia nach Rom. In Rom dem Tiber folgend, kamen wir nach der zwangsläufigen Umfahrung der Engelsburg, zur direkten Anfahrt zum Petersplatz und Petersdom. Jetzt war Gänsehautfeeling angesagt. Nach einer fünftägigen, gut verlaufenen Tour, haben wir unser Ziel erreicht. Um 15.00 Uhr radelten wir auf dem Peterplatz hinein. Alle waren glücklich diese Tour geschafft zu haben. Zusammen mit unserem Begleitteam machten dann wir noch einige Fotos am Petersplatz, ehe es zum bereits gebuchten Quartier ging.

Wir hatten nur fünf Minuten zu gehen und waren in einem schönen Pilgerheim für 40 € pro Nacht, incl. Frühstück untergebracht.

Am Freitag und Samstag besichtigten wir in Rom noch die wichtigsten Sehenswürdigkeiten und reisten mit dem Nachtzug im Liegewagen in unsere Heimat zurück. Leider war die Lok schon im ersten Bahnhof in dem wir anhielten kaputt, so dass es eine Verspätung von 2 ½ Stunden gab. Leider kam vom italienischen Zugpersonal keinerlei Informationen was los sei. Erst als wir uns in Österreich befanden und die deutschen Zugbegleiter das Sagen hatten, wurde wir über die Verspätung und deren Umstände informiert.

Alles in allem eine schöne, flotte Fahrradtour mit einer sehr starken, aber auch sehr disziplinierten Truppe, mit einem Begleitteam, das sich ganz hervorragend um die Verpflegung und vor allem um die Quartiere gekümmert hat.
Mal schauen, wo es nächstes Jahr hingeht.

 

Kurz die wichtigsten Tourdaten:

1. Tag, Sonntag, 08.08.2010       300 Km
2. Tag, Montag, 09.08.2010        270 Km
3. Tag, Dienstag, 10.08.2010      280 Km
4. Tag, Mittwoch, 11.08.2010      265 Km
5. Tag, Donnerstag, 12.08.2010  140 Km

Gesamt:                                  1.265   Km

Höhenmeter: ca. 9.000

Gesamtdurchschnittsgeschwindigkeit ca. 28,5 Km/h.

Tour gespeichert unter: http://www.bikemap.net/route/382035

Zur tatsächlich gefahrenen Tour gibt es naturgemäß Abweichungen, da wir uns nicht immer an diese Streckenführung gehalten haben (z.B. Radwege), bzw. uns auch ab und zu mal verfahren haben.

 

 

1) Geschichte aufschreiben, wie ich Pablo kennen gelernt hatte.

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